Das passierte im Schnitt ein oder zweimal pro Schicht und zog
eine Viertelstunde Betriebsamkeit nach sich. Der Rest war tödliche Langeweile.
Als ich angefangen habe, mir was zu lesen mitzunehmen, mußte ich feststellen,
daß, jedenfalls während der Nachtschichten, von den Vorgesetzten zwar
die Lektüre von Groschenheften toleriert wurde, aber beispielsweise
Suhrkamp-Taschenbücher schärfste Mißbilligung hervorriefen. Ich weiß
noch, daß ich mich mal um drei Uhr früh aufs Klo abgesetzt habe, um
Max Frisch zu lesen, dies im Vollgefühl einer zutiefst subversiven Tätigkeit.
Damals hat Diogenes eine sogenannte Mini-Bibliothek der Weltliteratur
herausgebracht. Klassiker-Bändchen, die so klein waren, daß man sie
in einem zur Schale geformten Handteller verbergen konnte. Habe ich
mir die ganze Schachtel gekauft.
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