Nun muß der Gutachter eine Einschränkung machen. Das Leder umhüllt
das Softbook nicht in toto, sondern nur zur Hälfte. Der dunkelgrüne
Corpus besteht gut erkennbar aus Plastik, auch wenn das Dunkelgrün zusammen
mit dem Lederbraun den Eindruck erwecken möchte, das Gerät verdanke
sich handwerklicher Kunst und sei geschmackvollerweise am besten in
freier Landschaft zu verwenden.
Die Halbierung des Ledereinbandes bringt das Gerät um viel von dem Effekt,
den er eigentlich machen sollte. Statt an Enzensbergers Vozugsausgaben
oder die Rare Books der Antiquariate, fühlt sich der Gutachter an die
sog. Halblederbände erinnert, die früher Buchclubs ihren Ausgaben zu
verpassen pflegten. In Buchclubs konnte der Leser, der sich in der Buchproduktion
nur schlecht zu orientieren vermochte, gute Bücher sozusagen abonnieren.
Buchclubs waren für aufstiegsorientierte Bürger da, die am Bildungsnimbus
schon mal partizipieren wollten, ohne richtig zum Bildungsbürgertum
zu gehören. Buchclubs versammelten das Bildungskleinbürgertum; und wie
alle Güter, die dem sozialen Aufstieg dienen sollen, zeichneten sich
Buchclub-Bücher durch ein eigentümliches Ungeschick aus: Die Halbleder-Bände
schauten, sofern die Bücher reihenweise im Schrank standen, zwar wie
Ganzleder aus, aber wenn man sie aus der Reihe und dem Schrank herausnahm,
hielt man halt bloß ein halbbekleidete Hardbook in der Hand. Am Ende
war übrigens alles Halbleder Kunststoff geworden.
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