Vor einiger Zeit war ich als Juror zu einem Wettbewerb eingeladen,
in dem Netzliteratur zu beurteilen war. In dem Raum, in dem die Juroren
vor ihren Bildschirmen saßen, herrschte die Ruhe konzentrierter Leser,
nur ab und zu war das Geräusch eines abgestürzten und wieder neu startenden
Rechners zu vernehmen. Das hat mich sehr beeindruckt, denn was alle
Schriftsteller zutiefst wünschen, ist Wirkung. Nun ist durch den Computer
eine neue Art der Literatur im Entstehen, die in der Lage ist, sogar
Maschinen zum Verlöschen zu bringen.
Auf dem Palm gabs neben der Novelle »Viola Tricolor« von Theodor Storm
etwas von Goethe, »Der neue Paris«. Die Geschichte beginnt mit den Worten
»Mir träumte neulich in der Nacht vor Pfingstsonntag, als stünde ich
vor einem Spiegel...«. Genauso habe ich mich vor den beiden kleinen
Geräten gefühlt. Ab und zu mein ernstes, eingespiegeltes Gesicht, das
wie ein hospitalistisches Tier voprbeiwandert, und vor allem die Fingerabdrücke
auf dem Display vermitteln den etwas bizarren Eindruck von Fluchtversuchen
aus einem kleinen, gläsernen Behältnis.
|